In den letzten Tagen geht durch die Presse, dass ein langjähriger Mitarbeiter von Google entlassen wurde weil er sich angeblich herablassend über Frauen geäußert hat.

Zitat:

"...spricht sich für einen anderen Ansatz zur Gleichberechtigung in der Software-Branche aus, der auch Männer einschließen solle. Er betont, er sei nicht gegen Bemühungen für mehr Gleichberechtigung, sondern wolle über geeignete Methoden diskutieren.

Dabei argumentiert der Verfasser unter anderem damit, dass Frauen durchschnittlich weniger belastbar und stressanfälliger seien. Darüber hinaus interessierten sich Frauen eher für Menschen und Ästhetik, Männer eher für Dinge und Fakten. Daher seien Männer besser für Technik und die Arbeit in entsprechenden Branchen sowie "anstrengende Positionen" wie etwa Manager-Stellen geeignet als Frauen."

Okay, ist er wirklich zu weit gegangen? Oder hat er nur Tatsachen wiedergegeben?

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Ich persönlich finde, er hat das gut und differenziert getan. Ich würde diesen Mitarbeiter niemals dafür entlassen. Das wäre mir nicht einmal eine Abmahnung wert. Aber lasst uns das mal im Detail ansehen...

Biologische Unterschiede - gibt's gar nicht?

Der (ex) Google-Mitarbeiter spricht ja offensichtlich über biologische Unterschiede. Offenbar ist die Gender-Diskussion soweit gediehen, dass man auch die offensichtlichen Unterschiede nicht einmal mehr erwähnen darf ohne als sexistisch zu gelten. Ich suche also im Internet, ob Mann und Frau wirklich auch biologisch identisch sind und der Herr einfach lügt. Ich finde vieles, in Deutsch und Englisch (Ausschnitt der Ergebnisse):

Gender Differences in Depression
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1111/1467-8721.00142

Consistent Sex Differences in Cortisol Responses to Psychological Stress
https://www.researchgate.net/profile/Dirk_Hellhammer/publication/245774552_Consistent_sex_diferences_in_cortisol_responses_to_psychological_stress/links/0c96052aef0d1af7ae000000.pdf

Transformational, transactional, and laissez-faire leadership styles: A meta-analysis comparing women and men.
http://psycnet.apa.org/record/2003-06077-007

Male and female brains: the REAL differences 
https://www.theguardian.com/science/brain-flapping/2013/dec/04/male-female-brains-real-differences

Und hunderte weitere...

Wenn's Unterschiede gibt, warum darf man nicht drüber reden?

Wer die obigen Links mal anklickt stellt verwundert fest: "Ups, Mann und Frau sind ja doch nicht identisch". Offenbar gibt es Unterschiede, die über die körperlich sichtbaren hinausgehen. Schönes Zitat aus "Male and female brains: the REAL differences":

"Observational studies have shown that the male brain is hardwired to be paid more, occupy more powerful roles and positions, and be more inclined to kill things randomly, whereas the female brain is hardwired to get more harassment and oppression, develop worrying obsessions with physical appearance and to care more about other humans and sometimes kittens."

Aha. Dann hat der (ex) Google-Mitarbeiter also nur fachlich fundierte Tatsachen genannt und ist deshalb sexistisch? Offenbar ist eine offene Diskussion, wie vom Google-Mitarbeiter angeregt, gar nicht willkommen. Ist das ein weiterer Fingerzeig in's "Post-Faktische" Zeitalter? Scheinbar fühlen sich einzelne gekränkt, wenn Ihnen die erwähnten biologischen Unterschiede nicht passen. Das sind die Frauen welche die biologischen Unterschiede als Grund für bessere Eignung zu allem Möglichen heranziehen und dann dieselben leugnen, wenn es für sie negativ erscheint. Man legt es sich immer so aus, wie man es gerade braucht.

Differenzierung tut Not!

Bei der gesamten Diskussion wird offenbar Diskriminierung mit Fakten vertauscht. Aus meiner Sicht stellt es sich so dar:

Diskriminierung ist, wenn Frauen für die gleiche Leistung unterschiedlich entlohnt werden.

Diskriminierung ist, wenn Frauen, ohne faktische Nachvollziehbarkeit, etwas verwehrt wird weil ein Klischee dahinter steht.

Fakt ist, dass sich Frauen für einige Berufe weniger interessieren als Männer und umgekehrt.

Fakt ist, dass es sogar Frauen gibt die gerne Hausfrau und Mutter sein wollen (ja, das gibt es tatsächlich!).

Fakt ist, dass es biologische Unterschiede gibt, die Frauen oder Männer gegebenenfalls für bestimmte Aufgaben prädestinieren oder eben nicht.

Offenbar ist hier einiges durcheinander geraten. Blinder Aktionismus mit fehlendem Wissen und seltsamer Weltanschauung scheint der fachlichen Diskussion übergeordnet.

Wenn Männer pauschal als Wehleidig (Männerschnupfen) und Aggressiv bezeichnet werden, dann schreit niemand. Ein Werbeplakat mit einem fast nackten Mann finden alle Toll. Witze in denen Frauen den Mann Nachts mit dem Nudelholz verprügeln finden alle Lustig. Aber das umgekehrte scheint inzwischen zur Tabuzone geworden zu sein.

Und jetzt?

Meiner Meinung nach ist die Diskussion aus dem Ruder gelaufen. Den Antrieb gibt die tatsächliche Diskriminierung von Frauen. Mitgezogen hat es auch abstruse Vorstellungen von Beleidigung oder Unterstellung. Hier sollten einige Feministinnen mal kurz innehalten und nochmal über ihre Ziele nachdenken. Diskriminierung abzuschaffen unterstützen sehr viele Männer vorbehaltlos. Hier muss man ansetzen und "Awareness" schaffen. Auch in den Chefetagen.

Aber auch in der Bildung wird zu spät angesetzt.

Gedankenexperiment: Wenn ein Personalchef zwei Bewerber hat - Mann und Frau, die beide bei gleicher Qualifikation für den selben Job anheuern - was glauben Sie wer im Gespräch eine höhere Gehaltsforderung nennt? Sagen Sie jetzt "der Mann", haben Sie vermutlich recht. Wird sich die Frau später über die geringere Bezahlung beschweren? Vermutlich ja. Den Kindern muss, schon im schulischen und auch privaten Umfeld (Erziehung!) beigebracht werden, dass ihre Arbeit und ihr Beitrag wertvoll sind. Auch etwas Verhandlungsgeschick kann man lernen. Vom Temperament kann man jetzt anbringen, dass der Mann einfach Risikofreudiger ist (siehe die biologischen Unterschiede oben). Aber rechtfertigt es die geringere Bezahlung der Frau? Versetzen Sie sich in die Rolle des Personalchefs. Würden Sie der Frau freiwillig mehr bezahlen als sie gefordert hat? Seien Sie Ehrlich!

Ich weiß, das Gedankenexperiment ist stark vereinfacht. Familie und Kinder sowie Teilzeitjobs machen die Sache viel komplizierter. Aber hier ist die Politik gefragt. Die Diskriminierung könnte man, als ersten Schritt, sofort unterbinden indem man Erziehung von Kindern oder Pflege von Verwandten als Arbeit respektiert und anerkennt. Das bedeutet volle Anrechnung dieser Zeiten auf Rentenerwerb und Arbeitslosengeld! Damit wären Frauen, welche sich für Kind und Familie entscheiden, nicht als minderwertige Arbeitskräfte gebrandmarkt und auch das Ansehen dieser Tätigkeiten könnte wachsen.

Zurück zum Aufhänger für diesen Artikel. Wurde er zu Recht entlassen? Ist er zu weit gegangen und hat aktiv Diskriminiert? Ich denke nein.

Nachtrag (15.08.2017)

Inzwischen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass hier sogar das Recht zur freien Meinungsäußerung verletzt wurde (ja, das gibt es sogar noch besser als bei uns auch in den USA, das ist aber ein ganz anderes Thema). Dieser Mitarbeiter wurde für seine Gedanken und Äußerungen gefeuert! Und das, obwohl er keine bestimmten Personen angegriffen hat, keine Radikalen Gedanken verbreitete und bewusst die Diskussion suchte. Das ist schon ein ganz extremes Armutszeugnis. In dieser Firma wird kein Mann jemals wieder seine Meinung zu dem Thema äußern oder gar vertreten. Er könnte ja für seine Meinung gefeuert werden. Meinungsfreiheit sieht anders aus :-(

Nachtrag (09.01.2018)

Der initial genannte Entwickler bei Google hat inzwischen selbst Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Es fühle sich "Wie ein Homosexueller in den 50ern", weil er eine von der Allgemeinheit abweichende Meinung habe. Spannend...
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Wegen-Sexismus-gefeuerter-Entwickler-verklagt-Google-wegen-Diskriminierung-3937079.html